• Georgien (Teil 2)


    “Reisen ist eine Symphonie der Sinne” 

    19.04 - 20.04.2013
    gefahrene Kilometer: 199,82km


    Da es von Aserbaidschan keine Möglichkeit gibt nach Armenien einzureisen (beide Länder mögen sich nicht besonders), mussten wir den Umweg erneut über Georgien zu fahren in Kauf nehmen.

    Wir nutzen die Gelegenheit um das berühmte Felskloster David Gareji zu besichtigen. Dieses Kloster und noch einige andere Anlagen stehen nahe der Grenze zu Aserbaidschan. Das Kloster ist heute noch bewohnt, jedoch ist uns keiner der Mönche über den Weg gelaufen. Beeindruckend an dem Kloster sind die Mönchzellen, die in einen steil herausragenden Felsen hineingetrieben wurden. Bedauerlicherweise kann man diese Wohnungen nicht besichtigen. Freizugänglich ist nur der Innenhof und die dortige Kirche. Das Kloster ist zwar sehr nett, jedoch haben wir irgendwie etwas anderes erwartet. Aus diesem Grund entschlossen wir uns noch ein weiteres Felskloster, welches wir bei der Anfahrt von weitem gesehen haben, zu suchen.

    Wir fuhren daher vom Hauptweg ab und folgten den Fahrspuren der Hirten um an eine Schäferstation zu gelangen. Von dort aus sahen wir das besagte Felskloster, dummerweise lag ein kleinerer Fluss der einen etwas kleinen Canyon gebildet hatte zwischen uns und der Anlage. Wir erspähten eine einzelne Fahrspur Richtung Canyon und folgten dieser ohne zu zögern, den mit den Hände wedelnden Hirten ignorierten wir. Die Spur führte entlang des Canyons und nach einer Weile war deutlich zu erkennen, dass es einen Weg auf die andere Seite gab. Im Kloster regte sich was. Die Bauarbeiter, die momentan dabei waren das Kloster etwas zu vergrößern, hielten inne und schauten gespannt zu uns herüber. Wir wunderten uns nur kurz über die plötzliche Aufmerksamkeit bis wir den Grund dafür erkannten. Das letzte Stück der Strecke war ein steiler blankpolierter Felsen über den wir in Schieflage rüber mussten. Ein Zurück gab es für uns auf dem schmalen Weg aber nicht, daher vertrauten wir auf unseren kleinen Gelben und versuchten unser Glück. Der erste Versuch war leider erfolglos, doch beim Zweiten fuhr Ravty über den Felsen als wäre es die A8 von München nach Stuttgart (nur etwas langsamer und schiefer).

    Man konnte förmlich spüren wie enttäuscht die Bauarbeiter zurück an ihre Arbeit gingen. Als wir das Kloster erreichten, erkannten wir, dass die komplette Anlage gerade eine Baustelle war und von Bauarbeitern nur so wimmelte, daher entschlossen wir uns weiterzufahren.





    An der Kreuzung zur Hauptstraße trafen wir auf eine Gruppe Georgier, die uns sogleich zu einem kleinen Picknick einluden. Gurami und seine Freunde dachten wir hätten uns verfahren und hielten uns daher an. Während unserer Gespräche kamen wir auf das Hufeisen zu sprechen, welches ich an Ravtys Kühler befestigt hatte. Das Hufeisen wurde immer wieder bei Kontrollen, an den Grenzübergängen oder von Einheimischen begutachtet. Es zauberte Ihnen ein großes Lächeln auf Ihr Gesicht und sie deuteten uns immer wieder, dass es etwas Gutes war. Nun endlich erfuhren wir welche Bedeutung das Hufeisen für die Georgier hat. Bei einigen Häusern wird wohl das Hufeisen am Eingang befestigt oder gar in die Wand oder den Boden eingelassen. Das Symbol schützt den Besitzer und seine Familie vor dem „Bösen Blick“ und Verwünschungen.

    Bevor wir unsere Reise fortsetzten, schenkte uns die Truppe Ihre restlichen Eier, Äpfel, Schafskäse, Vodka und Salz – eigentlich alles was übrig war. :)

    Auf unserem weiteren Weg abseits der Hauptstraße lag erneut ein Felskloster. Auch hier wurde fleißig gebaut und renoviert jedoch waren keine Personen zu sehen. Wir parkten direkt vor dem Arbeiterhäuschen und liefen die restlichen 300m zur Anlage hinauf. Das Felskloster war wirklich schön obwohl es überwiegend zerstört war. Ein kleiner Teil des Klosters war bereits wiederaufgebaut und wie es schien auch bewohnt. Da niemand zuhause war, kletterten wir munter in der Anlage herum. Die noch vorhandenen Wandbemalungen in den offenliegenden Kammern waren einfach zu schön um sie nur aus der Ferne zu betrachten.

    Nach einer Weile wurden wir dann entdeckt. Die Bauarbeiter freuten sich uns zu sehen und wir bekamen sofort eine private Führung durch die kleine Klosteranlage. Michan erklärte uns, dass die Sowjets das Kloster vor einigen Jahrzehnten gesprengt hätten und man jetzt versucht alles zu rekonstruieren sowie die Malereien zu bewahren. Es stimmte uns sehr traurig, dass die noch vorhandenen Malereien, die Jahrhunderte überdauert haben, durch Grafitis und Einritzungen beschädigt waren. Einen Sternenhimmel der nach all den Jahren noch in so einem intensiven blau strahlt, das Königsgewand mit seinem scharlachroten Bestickungen, alles wegen ein paar Vollpfosten die nichts außer ihren Namen und Zahlen schreiben können, für immer zerstört.

    Obwohl wir Michan kaum verstanden, spürte man sehr deutlich, dass er genau das selbe empfand wie wir als wir die kaputten Räume besichtigten.
    Um uns etwa aufzuheitern, schenkte Michan mir eine paar wunderschöne Blumen (Sambachi) und kletterte mit uns auf den Glockenturm von dem wir eine fantastische Aussicht über die Landschaft hatten. Danach verabschiedeten wir uns, damit die Männer Ihre Arbeit am Kloster wieder aufnehmen konnten.

    Es ist immer wieder traurig wenn man einen Ort besucht und sehen muss, dass dessen Schönheit mutwillig durch andere Menschen zerstört wurde/wird. Überall auf unseren bisherigen Reisen haben wir schon viel gesehen was so vollkommen wäre wenn nicht irgendjemand seine Schmierereien oder seinen Müll dort hinter lassen hätte. Bedauerlicherweise gibt es noch sehr viel mehr solcher Orte auf der Welt und wir freuen uns jedes Mal wenn wir Einheimische treffen, die bemüht sind an solchen Missständen etwas zu ändern – so wie Michan.

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